Die Kunst von Marte Meo

Die Gründung von Marte Meo entstand so einfach, wie Picasso versuchte einen Vogel mit nur einem Strich zu zeichnen. Alle erfolgreichen pädagogisch-therapeutischen Methoden haben eines gemeinsam. Erstens geht es um die menschliche Beziehung. Zweitens wirkt es meist einfach, ist aber in der Grundlage tief analysiert und im Detail nuanciert. Die Einfachheit im Komplexen darzustellen ist eigentlich eine Kunst. Menschliche Beziehungen, die Kommunikation, die Interaktion mit Menschen zu gestalten, ist wie die Gestaltung von Kunstwerken. 

Und eine dieser Künstlerinnen, die das gut kann, ist die Niederländerin Maria Aarts, die Begründerin der Marte Meo Methode. Sie hatte eine pädagogische Ausbildung, war Mitte der 1970er Jahren in einem Heim, in dem autistische Kinder gewohnt haben, tätig und hatte die Gabe, gut mit diesen Kindern in Kontakt kommen zu können. 

Um herauszufinden, warum sie das gut kann und was es an ihrem Verhalten ist, dass ihr es gut gelingt, mit Menschen in gelungene Beziehungen zu kommen, hat sie begonnen genau zu beobachten und darauf zu achten, was sie tut. Sie hat auch Interaktionen anderer genau beobachtet, den Blick auf die Details gerichtet und analysiert, wie gelingende Interaktionsmomente im Alltag ablaufen. Ihr Hauptanliegen war es, notwendige Informationen so zu vermitteln, dass diese für alle Eltern/Angehörige verstehbar und in deren Alltag anwendbar sind. 

Diese Informationen hat sie gesammelt und in Checklisten niedergeschrieben. Diese Marte Meo Entwicklungschecklisten für die unterschiedlichsten Bereiche (Schreibabys, ADHS, Schule, Psychiatrie, Geriatrie, Führungskräftetraining …) sind eine wertvolle Grundlage für Menschen, die mit Menschen arbeiten.

Die Entwicklungsbotschaft eines Kindes, eines Menschen zu lesen ist eine große Faszination! Jeder Mensch, jedes Kind sendet in der Interaktion unzählige Signale und versucht sich damit auszudrücken und einzubringen. Warum spielt das eine Kind so gut mit anderen zusammen und das andere, gleichaltrige, stört aber immer nur? Warum komme ich mit dem einen Klienten so gut in Kontakt und mit dem anderen klappt das nicht? Warum ist die eine Patientin gut motivierbar und die andere verweigert oft?

Um die Entwicklungsbotschaften einer Person und ihre charakteristischen Signale lesen zu lernen, helfen uns die Marte Meo Entwicklungschecklisten und besonders die Analyse der Videobilder nach Marte Meo. 

Warum filmen wir? Da der Alltag so schnell ist, und die Feinheiten der Interaktionen gar nicht so rasch sichtbar sind, nehmen wir eine Videokamera und machen Aufnahmen aus dem Familien- oder Arbeitsalltag, um die Botschaften sichtbar zu machen. Anhand der Videobilder können wir die Ursachen eines Problems verstehen, vor allem aber auch die nächsten Entwicklungsmöglichkeiten sehen lernen!

Und darum geht es im Wesentlichen bei Marte Meo: Gemeinsame Entwicklungsräume zu öffnen. 

Jede Interaktion findet im Austausch statt, dabei lernen wir uns selbst und die andere Person kennen. Durch einen Perspektivenwechsel öffnen sich meist schöne Entwicklungswege.

Wir Menschen neigen dazu, Probleme wahrzunehmen. Probleme sind groß genug, die kann jeder gut sehen, und dann richtet man den Fokus auf das Problem, dann sieht man das Problem überall und schließlich lebt man das Problem. 

Hier setzt Marte Meo als ressourcenorientierte Methode an. Sie erkennt das Problem, jedoch richtet sie den Fokus auf die Möglichkeiten. Auf die Entwicklungsmöglichkeiten in den kleinsten Interaktionsmomenten. Daher macht das Arbeiten mit dieser Methode allen Beteiligten Mut, sie ist lösungsorientiert und hilft die eigene Kraft zu entfalten. Marte Meo heißt übersetzt: „aus eigener Kraft“. Wir wissen, dass in jedem von uns eine Goldmine steckt. Diese Goldmine, die man in den gemeinsam gelebten Interaktionen sichtbar macht, steigert das Vertrauen in die eigene Kraft, in die Kraft des Gegenübers und stärkt das gemeinsame Wohlbefinden.