Rückblick auf das Webinar mit Dr. Hipp

Wenn Eltern krank sind – Wie psychische Erkrankungen das Leben von Kindern prägen

Was passiert eigentlich mit Kindern, wenn ihre Eltern psychisch erkrankt sind? Diese Frage stand im Mittelpunkt des spannenden Webinars mit Dr. Hipp, das uns noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Dr. Hipp hat uns mit auf eine Reise in die oft unsichtbaren Welten von Familien genommen, in denen psychische Belastungen den Alltag bestimmen – und eindrucksvoll gezeigt, wie tiefgreifend diese Erfahrungen das Leben der Kinder beeinflussen.

Frühe Prägung beginnt vor der Geburt

Besonders berührend war der Einblick in die allerersten Lebensphasen: Schon während der Schwangerschaft kann das ungeborene Kind den Stress der Mutter spüren. Wenn etwa Gewalt oder große Ängste im Spiel sind, wird das Baby im Mutterleib regelrecht „gestresst“. Solche Erlebnisse hinterlassen Spuren – nicht nur im Herzen der Mutter, sondern auch im Körper und in der Seele des Kindes. Die Forschung zeigt: Stresshormone gelangen direkt zum Kind und können dessen Bindungs- und Stresssystem von Anfang an aus dem Gleichgewicht bringen.

Doch die Herausforderungen enden nicht mit der Geburt. Viele Mütter, die selbst keine sichere Bindung in ihrer eigenen Kindheit erfahren haben, werden durch das eigene Baby an alte, ungelöste Wunden erinnert. Plötzlich tauchen Gefühle von Überforderung, Traurigkeit oder sogar Ablehnung auf. Das kleine Kind, das eigentlich Geborgenheit sucht, trifft auf eine Mutter, die sich innerlich zurückzieht oder depressiv wird. Für das Kind bedeutet das: Es lernt, dass Nähe nicht immer sicher ist – und entwickelt oft schon früh ein tiefes Misstrauen gegenüber Beziehungen.

Warum Hilfe manchmal überfordert

Dr. Hipp hat deutlich gemacht, dass Hilfesysteme für diese Familien besonders sensibel sein müssen. Allzu oft erleben betroffene Eltern, dass Fachkräfte mit Ratschlägen und Zielplänen auf sie zukommen – in bester Absicht, aber mit unerwünschter Wirkung: Die Eltern fühlen sich überfordert, der Stress steigt, und die Fähigkeit, sich um das eigene Kind zu kümmern, wird zusätzlich blockiert. 
Was wirklich hilft, ist nicht der nächste Tipp, sondern ein echtes Vertrauensverhältnis. Erst wenn Eltern sich sicher und verstanden fühlen, können sie sich öffnen und neue Wege im Umgang mit ihrem Kind ausprobieren.

Wenn Bindung nicht gelingt: Was Kinder zeigen 

Ein besonders eindrückliches Bild zeichnete Dr. Hipp von Kindern mit Bindungsstörungen im Kindergartenalter. Diese Kinder können sich kaum von ihren Eltern lösen, weinen lange bei der Eingewöhnung und meiden Erzieherinnen oder Erzieher. Sie suchen keine Hilfe, wenn sie sich bedroht fühlen, sondern ziehen sich zurück oder reagieren aggressiv. Ihr Urvertrauen ist erschüttert – und damit auch ihre Fähigkeit, neugierig und mutig die Welt zu entdecken.

Was wir uns mitnehmen

Das Webinar hat uns eindrucksvoll gezeigt: Psychische Erkrankungen der Eltern sind ein ernstzunehmender Risikofaktor für die Entwicklung von Kindern. Doch es gibt Hoffnung. Wenn wir als Helfende den Stress der Eltern ernst nehmen und ihnen mit Verständnis und Geduld begegnen, können wir dazu beitragen, dass sich die Bindung zwischen Eltern und Kind wieder festigen kann – und damit die Grundlage für eine gesunde Entwicklung geschaffen wird.

Wir danken Dr. Hipp für diesen Vortrag und nehmen viele wertvolle Impulse für unsere Arbeit mit Familien mit!